Man sorgt sich um uns in diesem Lande, erwähnte ich das schon einmal?? Wirklich!! Überall Kameras und Securityleute! Und ich habe schon des öfteren von „Gastarbeitern“ wie unsereins gehört, wie unglaublich SICHER sie sich aufgrund der Omnipräsenz der Männer und gelegentlich Frauen in blau fühlen..
Nun, offensichtlich ist das durchaus Ansichtssache! Ich für meinen Teil fühle mich nicht sicher, ich fühle mich eigentlich manchmal (fast) bevormundet!! Es ist ja auch eher so, dass ich gar nicht das Gefühl habe, beschützt werden zu müssen! Beschützt werden wovor? In einem Land, in dem man ohne Bedenken seine offene, mit dickem Portemonaie und neuestem Handy bestückte teure Handtasche (nein, von meiner kann hier nicht die Rede sein!!) vor der Toilette liegen lassen kann, ohne sich Sorgen machen zu müssen, dass etwas geklaut würde!
In einem Land, in dem einem die Taxifahrer das im Taxi vergessene Portemonaie hinterherfahren! In einem Land, in dem die Kunden den Kassierern an der Kasse lauthals den Pin ihrer Kreditkarte zurufen, um weniger Umstände mit der Zahlung zu haben! (Ich bin da eher der Freak, weil ich an der Tankstelle, an der man hier ja eigentlich im Auto sitzen bleibt, zB aussteige, um den Pin selbst einzugeben! Anfangs dachte ich, die Leute glotzen, weil ich eben ne Frau mit vielleicht etwas zu knapper Kleidung bin, aber wahrscheinlich denkt man eher, ich spinne, weil ich mich aus dem Auto bemühe und nicht einfach meine Nummer sage und eintippen lasse!)
In einem Land, in dem die größte Sorge der Menschen, während man sich rund herum die Köpfe einschlägt und sich Sorgen wegen sexueller Belästigung und Terror macht, immer noch ist, wo man am nächsten Wochenende brunchen gehen sollte!
In einem Land, das im Großen und Ganzen (ganz besonders preislich) einer schönen, bunten, Disney-Seifenblase gleicht!
Nun, wie auch immer!! Werfen wir zum Thema „Sicherheit“ mal einen Blick auf den Alltag in unserem neuen Zuhause!
Wir wohnen ja nun wie schon erwähnt in so genanntem „Company-Housing“, also Wohnungen, die von der Firma des Mannes angemietet wurden und nun den Mitarbeitern zur Verfügung gestellt werden! In diesem Falle wurde ein ganzes Gebäude „beschlagnahmt“ und nun nach und nach mit hauptsächlich Kabinenpersonal, sprich Flugbegleiter und -innen gefüllt! Unseres Wissens nach sind wir tatsächlich derzeit die einzige Familie hier (und ich wahrscheinlich die einzige erwachsene Person ohne Uniform)!
Unten im Foyer ist nun also eine kleine „Rezeption“, an der Tag und Nacht jeweils zwei Securitymänner sitzen! Die sind wirklich alle sehr nett! Aber eben auch sehr besorgt! Kommt Besuch, so muss dieser sich in eine Liste eintragen lassen, nicht ohne Telefonnummer und Ausweispapiere vorzuweisen! Sollten mehrere erwachsene Personen den Besuch antreten wollen, muss bitte auch jeder einzeln seinen Ausweis zeigen! Dann erfolgt ein Anruf in unserem Appartement, der Gast wird angekündigt und es wird um Erlaubnis gebeten, diesen einzulassen!
Nun, angesichts der Tatsache, dass viele ledige Damen im Gebäude leben, mag dieses Verhalten eine Berechtigung haben, ja vielleicht sogar ganz praktisch sein, aber ich persönlich finde es eher nervig! Möchte eine Mutti nun kurz ihr Kind bei uns abholen, dauert der Vorgang der „Anmeldung“ ja fast länger, als der Abholvorgang selbst!!
Des Weiteren muss der Besuch das Gebäude bis 1 Uhr morgens auch wieder verlassen haben! Nun, jedenfalls betrifft das wieder das Kabinenpersonal! Übernachtungsbesuch nicht gestattet! Wo kämen wir denn da hin?? Ist schließlich ein anständiges Land und hier wird nicht übernachtet ohne Trauschein!!
Ein Dilemma natürlich für manch eine Kollegin oder Kollegen! Neulich klopfte es an unserer Tür und eine junge Dame stand vor unserer Tür! (Der aufmerksame Leser kann sich nun zusammenreimen, dass diese wohl aus dem Gebäude sein muss, wäre sie sonst ja nicht ohne Vorankündigung bis zu unserer Wohnungstür vorgedrungen!)
Durch Zufall wusste sie, dass hier ein Pilot wohnt und denen sind ein paar Privilegien zugestanden! Sie werden etwas mehr wie erwachsene Menschen behandelt, könnte man auch sagen! Wie dem auch sei, sie hatte nun die Bitte, der Mann möge doch bitte ihren bald anreisenden Verlobten als seinen Gast eintragen, damit dieser im Haus übernachten könne! Ihr würde das nämlich aufgrund oben genannter Gesetzeslage bzgl. vorehelichem Sodom und Gomorrhas nicht gestattet werden und es sei nicht wirklich genügend Geld da, um eine Übernachtung im Hotel zahlen zu können!
Nun ja, der Mann druckste rum, und versprach, es sich durch den Kopf gehen zu lassen, während ich im Hintergrund ausserhalb des Sichtfeldes der „Bittstellerin“ schon ein vehementes „Nein!!!“ signalisierte!!
Ich meine, es ist jetzt nicht so, dass ich dem verliebten Paar keine Zweisamkeit gönnte, aber bei Kameras in jedem Flur und unter dem ständig zwar netten aber wachsamen Augen des allseits anwesenden Sicherheitspersonals würde es wohl wie lange dauern, bis man sich wunderte, warum „unser“ Gast immer nur am Arm einer anderen Frau und nie im Beisein unserer Familie durch die Gegend wandern würde??
Und was würden dann wohl mit meinem Göttergatten passieren, wenn ein anderer Kollege aus einem Companyhousing der gleichen Firma einen Eintrag in die Personalakte bekommen hatte, nur weil er einmal etwas unfreundlich dem Hausmeister des Gebäudes gegenüber war?? So kurz nach grade erledigtem Umzug und mit drei kleinen Kindern wird man dann doch zum Egoisten!
(Der Mann teilte seine Entscheidung dann auch kurz darauf mit, nicht ohne schlechtes Gewissen, aber die Kollegin war wenig überrascht! Hatte wohl schon mehrere Versuche gestartet und war Absagen gewöhnt!)
Nun gibt es aber ja nicht nur einen „Hauseingang“ sondern auch eine Garageneinfahrt! Mit Schranke! Und…Securitymann!! Mittlerweile sind wir bekannt und die Schranke erhebt sich ohne weitere Probleme und mit freundlichen Gruß, aber anfangs war Geduld gefragt! Besonders, wenn ich ohne den Mann im Auto saß! Und noch viel mehr, wenn ich nach 20 Uhr auftauchte, wenn die Nachtschicht da war, die mich und die Kinder eher selten bis noch gar nicht zu Gesicht bekommen hatte!
Da wurde nun also nach meiner Appartementnummer gefragt! Ich antwortete brav! Blättern in langer Liste!! Fragendes Gesicht! Nochmaliges Nennen der Appartementnummer! Gesicht weiterhin fragend! Offensichtlich keine Übereinstimmung mit Liste?! Stattdessen Frage, ob ich mir sicher sei, dass ich nicht draussen parken müsse! Nein!! Ganz sicher!! Fahre seit nun knapp 3 Wochen mehrmals täglich durch diese Schranke!!
Hmm, Appartementnummer again?! Also, nochmal! „Aber das ist ein Familienappartement!!“ Aha, das mir bereits bekannte Problem! Man hält mich für eine Flugbegleiterin, weil Frau! Und die wohnen hier ja nicht im Familienappartement, sondern in WG´s!! „Ja, richtig!! Ich bin die Frau, mein Mann ist der Pilot und das da hinten (Geste Richtung vollbesetzter Rückbank ) ist die zugehörige Familie!! Könnte ich denn nun bitte zu meinem Parkplatz??“ Sicherheitsmann wirkt wenig überzeugt! Muss nun noch Personalnummer und Namen nennen! Sicherheitsmann zweifelt! „Bitte, sagen Sie mir, was für eine Info Sie brauchen, damit ich rein kann!! Ich habe drei müde Kinder im Auto!“ Ja, so richtig weiß er das wohl selbst nicht und antwortet schließlich: „Ok! Aber bitte nochmal an der Rezeption oben melden!!“ Schranke öffnet sich!! „Jaja, ich werde sie schön von Ihnen grüßen!!“ Meine Güte!!!
Ein weiteres Lieblingsthema für mich ist hier die „Sicherheit“ am Pool- und Spielplatzbereich! Dieser befindet sich im ersten Stock und ist ebenfalls „bewacht“! Vom Lifeguard, den man hier in diesem Land an wirklich jedem Pool findet (außer den im Garten eines Einzelhauses befindlichen, nur falls hier jetzt jemand pingelig werden möchte)! Nun darf der gute Herr ja auch mal schlafen und ist daher nicht daueranwesend! Nutzungszeiten 10 Uhr bis 22 Uhr! Möchte man also um beispielsweise 9:30 Uhr morgens auf den Spielplatz, so ist das nicht möglich, da Pool und Spielplatz quasi nebeneinander ihr Dasein fristen.
Neulich aber stand ich um 11:30 Uhr mit drei bewegungsbedürftigen Kindern vor verschlossener Türe! Entnervter, fragender Blick zum „Bewacher“ des dort auch befindlichen Fitnessraumes: „Oh, Lifeguard not there! Maybe ask for the key in the lobby!“
Nun gut, also zur Rezeption, Anliegen vorgebracht! Erstaunte Blick ob meiner Aussage bzgl. des „fehlenden“ Lifeguards! Nun lag es ja auch gar nicht in meiner Absicht, diesen anzuschwärzen, dachte ja auch, dass die Tatsache bekannt sei! Ich wollte ja nur den Schlüssel, um mit meinen Kindern auf den Spielplatz gehen zu können! Ist ja nicht so, dass ich sie ins Wasser schubsen wollte! Aber nein, entschuldigender, aber knallharter Blick!! Kein Lifeguard, kein Spielplatz! Bitte?? Ich bin ja noch in der Lage, selber auf meine Kinder aufpassen zu können?! „Nein!! Not possible!! I´m really sorry!!“ Na, immerhin!! Stattdessen aber ernsthafte Bemühungen, den jungen Mann schnellstmöglich an den Laden zu kriegen! Tat mir ja nun auch leid, wollte niemanden verpetzen, nur AUF DEN SPIELPLATZ!! Soviel aber zum Thema „Bevormundung“…
Und nun Topthema und Auslöser regelmäßiger Angstfaktor für Ida!! Der FEUERALARM!!!
Einen solchen gibt es wahrscheinlich in jeden Hochhaus aus Sicherheitsgründen!! Ist ja auch grundsätzlich nichts gegen einzuwenden und auch in der alten Wohnung wurden wir von diesem regelmäßig „belästigt“! Gebrannt hat es da selbstverständlich nie, dafür alarmierte er nur auffällig oft zu den Essenszeiten!
Aber kein, wirklich absolut kein Feuermelder ist so empflindlich, äh SICHER wie der in unserem Gebäude!
Teilweise mehrmals täglich bei mindestens 3-4 Tagen in der Woche geht der Alarm hier los! Und wir sprechen von einem Gebäude, dass bis jetzt nur zu einem Bruchteil bewohnt ist! Nun ist das Geräusch an sich besonders im Vergleich zur alten Wohnung, in der man sich die Ohren zuhalten und am besten in nicht mit Lautsprechern ausgestattete Badezimmer flüchten musste, sehr dezent! Wäre da nicht die Angst, die der Ton und die freundliche um Ruhe bittende Computerstimme bei unserer Großen auslösen würde!
Eines Tages ging ich dann mal freundlich nachfragen, woran dieses häufige Anschlagen denn liegen würde und ob man nicht ein wenig an der Empfindlichkeit justieren könne! Nein! Könne man selbstverständlich nicht! „It´s for safety reasons!!“ Ja, natürlich!! Die allgegenwärtigen Gefahren! Stattdessen noch ein vertrauliches Augenrollen und ein, zwei Geschichten von offensichlich leichtsinnigen Bewohnern des Gebäudes! „Einmal hat sich eine Dame sogar zu heiß die Haare geföhnt!!“ Verschwörerischer Blick…
Hä?? Und dann?? hat sie jetzt eine Kurzhaarfrisur oder soll mir das sagen, dass es sich hier um einen offensichtlich hysterischen Feuermelder handelt!! Ich meine, wie sonst würde sich dadurch der Rauchmelder auslösen lassen??
Selbst wenn man in der Wohnung raucht (das Wetter gibt Rauchen im Freien/auf dem Balkon einfach nicht her, das muss man schon verstehen!!), wie sehr muss man denn gegen den Rauchmelder blasen, um ihn anschlagen zu lassen??
Aber gut, man muss mit der Sache leben anscheinend, zumal auf Emails an die Firma ob dieses Problems nicht reagiert wird! Warum auch, schließlich geht es hier um die SICHERHEIT!! Und wenn eines bei einer Airline großgeschrieben wird, dann ja wohl selbstverständlich das!!
Und da mehrmals täglich mehrmals in der Woche noch nicht reicht, erfreute ein Infozettel im Fahrstuhl mein Gemüt! Jeden Samstag zwischen 15 und 17 Uhr werden nun ein Probealarm stattfinden!! Puh!! Ich wollte schon anfangen, mir wirklich Sorgen zu machen!!!
Die hebe ich mir nun aber lieber auf für unser Leben „danach“!! In einem Haus ohne Sicherheitsbeauftragten!! Oh je, wie soll das nur werden….?