So, noch keine konkrete Entscheidung an der Wohnungsfront!
Es gibt von der Firma angebotene „Alternativen“, sogenanntes Company Housing! Da zieht man dann einfach ein und später wieder aus, ohne auch noch Courtage oder Kaution aus der Tasche gezogen zu kriegen! SUPER, mag man sich da vielleicht denken und als der Mann mit gleich 2 Wahlmöglichkeiten nach Hause kam, waren wir guter Dinge und frohen Mutes!
Nummer 1 eine Villa, Nummer 2 eine große Wohnung! Villa in der Pampa, Wohnung in der Stadt! Fotos vielversprechend! Spontan gefiel mir der Gedanke an die Stadt und somit den kürzeren Schulweg! Lage zwar im 1.Stock an 6-spuriger Hauptstrasse, jedoch, so sagte man uns im Büro, wäre die Wohnung nach hinten ausgerichtet, Lärm sollte also kein allzu großes Problem sein.
Nun, wenn man da so in einem Büro sitzt, fern von allem mit leiser im Hintergrund dudelnder Entspannungsmusik, kann man sich anscheinend auch mal irren, denn aus wirklich keinem der 4 Zimmer, wie wir vor Ort feststellen durften, bleibt einem der Blick auf und dank wenig bis wahrscheinlich eher gar nicht schallisolierter Fenster auch die Geräuschkulisse der erwähnten Strasse erspart! Naja gut, die Küche und der obligatorische Maidsroom verfügen einfach über gar kein Fenster nach draussen, da könnte man sich dann vielleicht eine kleine Ruheoase einrichten…wäre da nicht, und man beachte die Feinheit des vorangegangenen Satzes „kein Fenster NACH DRAUSSEN“, ein Fenster zum..ja, wohin überhaupt? Das fragten wir uns auch und öffneten die Milchglascheibe! Zu einem großen Schacht, der nach oben und unten führt und diverser Rohre etc. beherbert, die, wahrscheinlich, um den Geräuschpegel konstant und das Ohr daran gewöhnt zu halten, ebenfalls Ruhestörendes von sich geben..(hmm, bevor die Kinder auf abenteuerliche Ideen hinsichtlich einer Versteckmöglichkeiten in diesem Schacht kommen, hätten wir hoffentlich den Auszug schon wieder hinter uns gebracht…)
Vom allgemeinen Zustand der anscheinend vor kurzen erst FLUCHTartig verlassenen Wohnung (den wild verstreut herumfliegenden Kleiderbügeln, Kleidungsstücken, Flaschen etc. nach zu schließen..) mit aufgeplatzten Wänden durch Wasserrohrbruch etc. mal ganz abgesehen, fanden wir die Aussicht, dort zu wohnen und vom konstanten Hupen (nicht nur Strasse, auch noch Ampeln direkt vorm Fenster und keine Ampelphase hier ohne sich zum Hupen genötigt fühlende Autofahrer!), Gasgeben (Jaaaa, ein ganz toll getuntes Auto habt Ihr da!!!) geweckt, wachgehalten und in jeder eventuell mal anstehenden Ruhephase gestört zu werden, wenig erquickend!! Wir SNOBS!!! Ich weiß!!
Aber sogar mein bescheidenes großes Töchterchen guckte mich bei der Besichtigung mit großen Augen an und sagte: “Mama, das ist aber seehr laut, hier möchte ich nicht so gerne wohnen…“!
Naja, auf dem Rückweg beschlossen wir dann, noch schnell zumindest die Lage der Alternativ-Villa zu checken! Ich gestehe, dass ich zwar voreingenommen war ob der seeeehr abgelegenen Positionierung im Wüstenstaat, aber grundsätzlich offen..Ein Häuschen mit Outdoor-Möglichkeiten ist ja auch nett..zumindest für die Wintermonate..!
Aber schon auf der Fahrt dahin wurde der Blick immer skeptischer, das im Kopf vorgefertigte Bild immer bestätigter! Die Villa befindet sich im NICHTS! Im Nichts mit eigener Wüste und inmitten einer Geisterstadt voller halbfertiger oder irgendwann einfach nicht weitergebauter anderer Häuser, ab und an ein offensichtlich bewohntes Haus, einem umgekippten Fahrrad vor der Tür nach zu schließen, daneben dann wieder eines, das schon kurz vorm Zerfall ist, dazu ganz viele Bauzäune, umgekippt, im Wind lustig flatterndes Plastik hier und da, über die einsamen Straßen rollende Getränkedosen, keine Menschenseele zu sehen, kein Leben, kein Laden..
Ohne Weiteres könnte man den nächsten Endzeitfilm in dieser Gegend drehen…fehlen nur noch die Zombies, die nach Sonnenuntergang auf der Suche nach menschlicher Nahrung durch die häuslichen Überreste streifen, aber nur noch umherstreunende, abgemagerte Katzen erwischen…
In dieser Gegend soll ich meine Familie als Nahrung ausliefern?? I don´t think so!
Das aber natürlich war nicht meine offizielle Begründung, die ich dem Mann resolut in Form eines deutlichen „AUF GAR KEINEN FALL!!“ an den Kopf warf! Die lieferte mir der Blick aufs Navi, in das ich die Adresse der deutschen Schule eingab! 160 km täglich, nur um die Kinder zu Schule und Kindergarten zu befördern, von Besuchen bei Freunden, die nämlich NIE zu uns kommen würden, sollten wir dort einziehen, mal ganz abgesehen!
Also, der so hoffnungsvoll begonnene Tag endete mit..ja, mit was eigentlich?
Einem resignierten und den hiesigen Begebenheiten angepassten: „Ach naja, wir haben ja noch 6 Wochen Zeit…!“