Archiv für den Monat November 2014
Winterliches aus der weiten Welt..
Es ist Winter..
Grade kaufte ich einen Porzellanweihnachtsmann, die Läden haben endlich die Winterkollektionen samt langersehnter Pudelmützen in die Regale geräumt, ich sitze vor einem weihnachtlichen Lebkuchen-Latte und ausserdem hab ich neulich draussen eine Gänsehaut bekommen!!
All dies ließ Erinnerungen aufkommen…
Vor, wie es sich anfühlt, laaaaanger langer Zeit einmal, verbrachten wir mit unserer damals noch 4-köpfigen Familie einen Winter in Kanada, genauer gesagt, in Toronto!!
D. hatte die Möglichkeit, dort für ein paar Monate zu fliegen und auswanderungsfreudig, wie wir nunmal sind, packten wir ein paar Koffer und machten uns auf in die kalte Ferne!
Eigentlich ist das Ganze erst …3!! JAHRE?? her..!! ECHT?? Unglaublich..kann ich mir gar nicht vorstellen, muss doch schon länger sein…ist es aber nicht!!!
Nun ja, wie dem auch sei, damals war ich noch nicht so modern mit Blog und so sondern schrieb ab und an eine Email an die an uns interessierten lieben Mitmenschen zuhause! Eine dieser Mails, die ich übrigens nie abgeschickt habe, weil nie so richtig „vollendet“ und irgendwann in Vergessenheit geraten, fiel mir neulich in die Hände und irgendwie scheint dieser „winterliche“ Moment der Richtige, um die Gedanken von damals zu teilen..
So, erste Woche ist um, der Jetlag weitestgehend überstanden! Bosses allmorgentliches: „Mama, aufstehen!“ hat sich verschoben auf umgängliche 5.30 Uhr bis 7.50 Uhr..Naja, an dieser Stelle muss ich zugeben, dass das mit den 7.50 Uhr nur ein einziges Mal vorgekommen ist! Muss ein absolutes Versehen gewesen sein, welches der Kleine am nächsten Morgen prompt korrigierte…Ich wollte es trotzdem mal ausgesprochen bzw. geschrieben haben, nur um es später noch glauben zu können..
Entspannung und Ruhe ist hier ohnehin ein Thema für sich…Ist halt keine autofreie Strasse vor der Tür mit Nachbarskindern zum Spielen und leider auch kein Kindergarten..
Nun aber macht Bosse grade ein kleines Mittagsschläfchen auf dem Balkon über den Dächern Torontos (mittlerweile habe ich mich an den 20ten Stock gewöhnt und kann ihn entspannt dort liegen lassen, im Kinderwagen selbstverständlich;)) und Ida ist mit Papa beim Einkaufen, die letzten Weihnachtsbesorgungen erledigen..macht: Zeit für Mama zum Schreiben..Zum Glück kann ich nicht wieder mit ähnlich amüsanten katastrophalen Lach- und Sacherlebnissen der letzten Mail aufwarten (vielleicht reiche ich die mal nach..), doch möchte ich Euch ein wenig an unserem Großstadtalltag teilhaben lassen..
Heute waren wir zum Beispiel auf dem St.Lawrence Market, einer riesigen Indoor-Markthalle in einem sehr schönen alten Gebäude..es wurden Hoffnungen geweckt, dort leckeres, dem heimatlichen ähnliches Brot kaufen zu können, für das man sogar Zähne braucht! Nun ja, prinzipiell sah das auch schon mal ganz gut aus, aber der „Drucktest“ besagte anderes..nachdem wir uns aber durch ca. 5 Brote „gedrückt“ hatten, fühlten wir uns irgendwie verpflichtet, auch welches zu kaufen..der Abend wird zeigen, ob wenigstens der Geschmack ein besserer sein wird!Aber auch sonst gab es einige leckere Dinge dort zu finden..frisches Obst und Gemüse, Fleisch, das auch nach solchem aussah, dazu wiederum Fisch etc., der in Optik und Geruch doch eher an asiatische Märkte denken lässt, in denen das Getier ungekühlt vor sich hin dünstet und sicherlich nicht unbedingt auf unserer Speisekarte landen wird!
Überhaupt soll Toronto ja eine der multikulturellsten Städte weltweit sein und das schlägt sich eben auch im Essen und den Regalen der hiesigen Supermärkte nieder! Da liegen neben Hähnchenschenkeln eben auch fein säuberlich abgepackte Hühnerfüße oder Schweinedärme! Besonders die Hühnerfüße hatten es Bosse angetan, der, nachdem ich den beiden die Packung gezeigt und dann wieder weggepackt hatte, noch minutenlang weinend „Hühnafüße, Hühnafüße“ rief!
Ansonsten befinden wir uns noch inmitten der Essenstestphase..was kann man essen, was muss man nicht nochmal kaufen? Die Liste der „nicht-noch-mal“ ist jedoch noch eindeutig länger..dazu gehören neben merkwürdigen Breakfast Burgern für die Mikrowelle a´la McDoof (auf Wunsch von D. gekauft, als schnelles und gehaltvolles Frühstück vor einem anstrengenden Tag im Flugzeug;)) auch Wiener Würstchen, die bei uns die Frage aufkommen ließ, ob es neben Analogkäse eigentlich auch ebensolche Würstchen gibt!Ansonsten muss man sagen, dass die „Torontonians“ an sich wirklich sehr nette Menschen sind! Allesamt bis jetzt sehr kinderfreundlich, wie bereits erwähnt und hilfsbereit..und ebenso geduldig.
Das mit der Geduld und Gelassenheit nimmt dann allerdings für das deutsche Gemüt ab und an gewöhnungsbedürftige Züge an! Da hält man eben mal mitten auf der Strasse, um sich Wegbeschreibungen zu geben bzw. geben zu lassen, auch wenn das ein Weilchen dauert. Man möchte ja sichergehen, dass man alles verstanden hat, um nicht an anderer Stelle erneut den Verkehr zu behindern..Und zu einem gewöhnlichen Einkauf gehört nun mal ein wenig Smalltalk, man will ja höflich sein „Hey!“ „Hello, Sir!“ „So, how are you doing today?“ „Great, thank you very much! How about you?“ „Oh, I´m great myself, thank you!“ „So, did you find everything ok?“ „Yes, I did indeed!“ und so weiter..nun stellen wir uns dazu noch vor, es sei drei Tage vor Weihnachten, die Schlange ist nicht so kurz, dass man einen solchen Austausch von Höflichkeiten einfach wohlwollend übersehen könnte, denn eigentlich möchte man nur bezahlen und nach Hause. Aber was tun und sich nicht gleich als unfreundlicher und an dem Wohlbefinden des fremden Gegenübers nicht interessierter Deutsche outen? Langsam bis 10 zählen und sich schon mal in eben beschriebener Geduld üben, lebt man ja die nächsten paar Monate als Gast in diesem Lande! Dann lächeln und freundlich nickend jegliche Frage ignorieren, Tüte in die Hand und ab ins Hotel! Denn dort wartet schon, wie erfrischend ungeduldig, das kleinere Kind schreiend und am Hochstuhl rüttelnd aufs „Abenboot“!!
Später am Abend..Gerade sehe ich „Fear Factor“ und muss dieses Stück hochwertige Fernsehgeschichte mit Euch teilen..
Vielleicht ist der Name einigen von Euch ein Begriff. Normalos müssen Aufgaben bewältigen, wie an Hubschraubern hängen o.ä.! Natürlich dürfen auch die Ekelaufgaben nicht fehlen und wer jetzt Dschungelcamp kennt, hat in etwa vor Augen, was das bedeutet..
Nun sind wir hier aber in Amerika (ich meine das Land, in dem die Show gedreht wird, mir ist natürlich bewusst, dass Toronto in Kanada liegt;)) und da ist in moralischen Fragen, wenn es nicht grade um Sex oder das F-Wort geht, ja Hopfen und Malz verloren..möchte mich als abgehärtet beschreiben, aber das hier ist nun grade so geschmacklos, dass ich es zum Thema machen möchte!
Jack, Jim und John müssen essen/trinken: Ochsenpenis (langweilig), Salat aus Maden und Kakerlaken und Fischaugen (kennt man auch schon), weiter gehts mit Blut..also, da wird es schon schwierig! Man darf den drei Jungs zugucken beim Würgen, Schlucken, Nasezuhalten und schließlich fliegt John trotz heftigster Bemühungen raus! Man bedenke, es geht um 100.000$!
Nun also weiter mit Liza, Leila und Lindsey! Drei eigentlich normal aussehende Damen, aber gut..deren Aufgabe ist es, in einen Wassertank zu steigen! Sind sie drin, werden dem Wasser „Zutaten“ zugefügt! In ihrem Fall, und nun merkt man, wie ich sagen würden, den Unterscheid zu deutschen Landen, hunderte von toten Mäusen..die sind weiß und vereinzelt schwarz und eben letztere müssen mit dem Mund rausgefischt und aus dem Tank geworfen werden..zwischendurch, um den Ekel zu steigern, sieht man die armen Tierchen in Großaufnahme durch das Wasser schweben..Also, man mag ja Mäuse mögen oder eben auch nicht (oder Anka??);), aber irgendwo hört es ja auch mal auf, wie ich finde! Aber hier eben nicht!Das Ganze zu sehen übrigens auf einem eigenen Sender namens RealityChanel..den ganzen Tag Ekel und „das wahre Leben“, wie lohnenswert!
Nun, genug gewundert, schalte ich also um auf einen Sender mit bis jetzt familientauglichen Filmen und, ich freue mich, es läuft „Tatsächlich..Liebe“, ein sehr schöner Weihnachtsfilm der etwas anderen Art, eine Romanze, eine Kömödie! Und was wir dort eingeblendet? „Achtung, die folgende Sendung enthält sexuelle Inhalte, Nackheit(!!!), Erwachsenensprache“ .., denn, man nehme sich in Acht, man sieht nackte Haut und die Texte sind, auf humorvolle Art, ein wenig schlüpfrig ab und an! Das ist natürlich ungleich schlimmer und verderblicher als Rattenschleim und das Schwimmen inmitten von toten Säugetieren!!
Nun gut, wie heißt es so schön?Andere Länder, andere Sitten! Ich jedenfalls gebe mich jetzt weiter dem Sittenverfall hin..Der nächste Morgen..
Was für ein ungewohnter morgendlicher Luxus: Ida und Bosse seit ca. einer halben Stunde in friedlicher Zweisamkeit! Zeit, zum neueste Tchibo- und H&M-Angebote checken (warum nicht informiert bleiben über Dinge, die man sich eh nicht kaufen kann?) und jetzt sogar noch zum Berichten über diese Besonderheit..das Spiel, und deshalb funktioniert es einerseits so gut, darum wird es andererseits auch bald vorbei sein, besteht darin, dass Bosse macht, was Ida sagt…genauer gesagt ist Bosse das Hündchen und Ida das Frauchen, beide krabbeln die ganze Zeit rein in die Küchenschränke und wieder raus und den Rest der Zeit dackelt Bosse auf allen vieren hinter Ida her, zwischendurch mit „Pullover“, denn so etwas tragen die Hunde hier..Bringt mich zu dem nächsten Thema: Hunde! Hier im Hotel auch in recht großer Zahl anzutreffen, was ja an sich etwas sehr Schönes ist! Besonders abwechslungsreich hier die Vielfalt an Pullovern oder sollte ich sagen Pullöverchen, denn die wenigsten Hunde hier überschreiten die Höhe der Winterstiefel der Herrchen und Frauchen.. Und da es hier recht kalt werden kann, ist natürlich auch das Tier entsprechend ausgerüstet!
Wahrscheinlich würde man hier verachtend angesehen, setzte man sein Haustier ohne modischen Schutz der Kälte draussen aus! Auch Schuhe gibt es übrigens..
Nun, und da kommen wir zu einer ebenfalls beoachtungswerten Seite der ganzen Mensch-Tier-Beziehung hier, kommen diese Hunde hier aber selten länger als 3 Minuten an die ach so kalte Luft! Fahren wir mit dem Fahrstuhl hinunter, um rauszugehen, verweilen wir in der Regel noch zwei Minuten im Foyer, weil die KInder dann noch wetterfest angezogen werden. Ist ein Anwohner mit Tier mit uns hinuntergefahren und rausgegangen, ist er in der Regel schon wieder drinnen und auf dem Weg zum Fahrstuhl, bevor wir überhaupt einen Schritt vor die Tür setzen konnten! Praktischerweise befindet sich nämlich genau gegenüber des Hotels ein Stück Rasen, das mit vielen lustig aussehenden „Hundeskulpturen“ als Hundepipiplatz gekennzeichnet ist! Und darum geht es ja schließlich beim Gassigehen, oder? Manchmal kommt der jeweilige Hund zwar kurz mit der frischen Luft, nicht jedoch mit dem Boden in Berührung (was ja nun wieder den Sinn der schicken Puschen in Frage stellt!), denn er wird nur kurz „abgehalten“, um sein kleines Geschäft zu verrichten und dann, verrichteter Dinge sozusagen, wieder reingetragen..Spricht man dann mit Kollegen, die in der in diesem Fall 16ten Etage wohnen, hört man folgende Anekdote: Ein junger Mann sitzt diverse Stunden am Tag auf dem Flur, Laptop auf dem Schoß, Kopfhörer auf den Ohren und jagt seinen Hund mit einem Ball, den er hin und wieder schmeißt, den Flur auf und ab! Kommen Leute vorbei, entschuldigt er sich mit den Worten „Sorry, my dog is a little hyper!“..Ja, wie überraschend! Wie dann auch eine Kollegin bemerkte mit dem Worten „Naja, vielleicht sollten Sie mal rausgehen mit Ihrem Hund, dann wäre er auch ein bißchen weniger „hyper“!
Hier nun endet der Bericht, der Abschluss zum Opfer gefallen einer mir nicht mehr in Erinnerung rufbaren Begebenheit, die jedoch anscheinend bis zum heutigen Tage anhielt..
Dabei gab es, soviel ist mir noch im Kopf, noch einiges mehr zu berichten über unseren kleinen Zwischenstop in Kanada und deren nette Anwohner!! Wenn mein Geist mal eine Pause von der Wüste braucht oder ich wie heute an die schöne Zeit dort erinnert werde , werde ich dem werten Leser sicherlich nochmal das ein oder andere Geschichtchen zu berichten haben..
In diesem Sinne winterliche Grüße aus der Wüste!!
P.S. Grade noch passend zum Hundethema diese Entdeckung im japanischen „Euroshop“ gemacht;)
Am 2. November war Flagday in den United Arab Emirates, den UAE, wie sie genannt werden!
Dieser Tag zelebriert den Dienstantritt seiner Hoheit Shaik Khalifa Bin Zayed Al Nahyan als Präsident der Vereinigten Arabischen Emirate, indem jeder als Zeichen von Vereinigung die Flagge hisst. Dies haben, wie schwer zu übersehen, auch viele getan! Mit Fahnen so groß, dass Christo seine wahre Freude damit hätte..
Flagday
Zu Gast…
Gestern waren wir eingeladen! Bei einem Jungen aus Bosses Kindergartengruppe! Und dessen Familie! Einer arabischen Familie! Ich war nervös!
Ich mein, natürlich waren wir auch vorher schon bei anderen Familien zu Gast, aber nun eben das erste Mal bei „echten“ Einheimischen! Und so westlich es hier auch alles zugehen mag, so möchte man sich grade im Hause einer arabischen, muslimisch lebenden Familie einigermaßen respektvoll verhalten! Zum Glück hatten wir die Eltern schon bei anderer Gelegenheit einmal kennengelernt und sie machten einen sehr offenen, lockeren Eindruck! Sonst hätten sie ihren Sohn wohl auch nicht in einem deutschen Kindergarten angemeldet, in dem die Erzieher und der größte Teil der Elternschaft sehr westlich und im Vergleich freizügig gekleidet daherkommt! Trotzdem..
Grade diese Lockerheit verunsichert mich ein wenig und macht es nun schwer, einzuschätzen, welche „Regeln“ jetzt wohl erwartet und eingehalten werden und welche nicht!
Beide tragen z.B. traditionelle Kleidung, die Mutter, Haya, also die schwarze Abaja, der Vater, Mohammed, die meist weiße Dischdascha oder Kanodra. Beide haben aber auch bei dem letzten Zusammentreffen bei einem anderen Kindergeburtstag allen die Hand gegeben, obwohl laut Reiseführer zumindest das Handreichen zwischen Männern und Frauen eher unüblich ist..
Klar gibt es immer Ausnahmen und grade das Leben hier zeigt, dass vieles nicht so streng genommen wird, aber woher soll ich nun wissen, für welche Dinge das gilt??
Naja, ich zog lange Sachen an und beschloss ansonsten alles auf mich zukommen zu lassen. Im Zweifelsfall nicht den Mann anlächeln, könnte missverstanden werden, Schuhe ausziehen beim Betreten des Hauses und auf keinen Fall die linke Hand benutzen, um z.B. zu essen oder ähnliches, denn diese ist ja die „unreine“ Hand! (Erwähnte ich, dass ich zufälligerweise Linkshänder bin??)
Wie sich im Nachhinein rausstellte, waren meine „Sorgen“ unbegründet! Die beiden waren wirklich sehr, sehr gastfreundlich und herzlich!
Mohammed begrüßte uns – auch mich mit Handschlag – und zeigte uns Haus und Hof! Dieser, wie so oft hier versteckt hinter der das Haus umgebenden Mauer, war verhältnismäßig grün!
Es gab viel Rasen und strauchartige Gewächse, ein Zitronenbäumchen, eine Bananenstaude, eine Voliere und ein Hühnergehege für das eigene Gefieder und noch so einiges mehr. Beim Gang ins Haus selber dachte ich dann, ich sei in einem Kindergarten gelandet! Zwar haben die beiden „nur“ ihren Sohn Abboudi, jedoch waren im großen Spieleparadies, und eine andere Bezeichnung würde hier nicht passen, diverse Fahrzeuge wie Fahrräder, zwei andere große dreiradartige Gefährte, kleine blinkende Babylaufwagen-Entertainment-Klingeling-Schiebe-Dinger, eine Rutsche samt kleiner Schaukel, diverse Kisten mit Spielzeug, große Kuscheltiere, eine Holzeisenbahn, eine Art Carrerabahn und so weiter und so weiter..und über allem prankte an der Wand ein sehr großer Fernseher! Angeschaltet selbstverständlich! Kinderprogramm!
Ausserdem gab es eine den Raum umfassende Sitzgelegenheit, auf der gefühlte 20 Leute Platz gehabt hätten..Vom Spielbereich, dessen einer Teil nebenbei auch Flur war, gingen dann die Schlafräume ab, die Küche und ausserdem zwei weitere Zimmer, die wiederum mit großen, gepolsterten Sitzbänken sowie auf dem Boden liegenden Polstern ausgestattet waren..das Ganze jeweils in farblich abgestimmten Stoffen vom Teppich bis hin zu den schweren Vorhängen..ausserdem natürlich wieder Flatscreens in jedem Zimmer. Die Wände überall wunderschön handbemalt von einem koreanischen Maler mit Bäumen, Blüten oder wahlweise einer Szene aus dem Film „Cars“! Sehr viel Grün ausserdem, denn Grün gibt Energie!
2 Wohnzimmer übrigens deshalb, weil bei großen Treffen Männer und Frauen getrennt voneinander beisammensitzen!
In unserer kleinen Runde jedoch blieben wir gemeinsam auf den Bodenpolstern in einem der Zimmer sitzen! Sogleich gab es arabischen Kaffee, dazu Datteln, Dattelmuffins und anderes Gebäck..alles in großen Mengen..
Die Kinder spielten währenddessen im Nebenraum..naja, Spielen war bei Ida und Bosse vielleicht nicht das richtige Wort, denn die beiden starrten wie gebannt auf den großen Bildschirm und ließen sich von „Thomas und seinen Freunden“ und „Shawn das Schaf“ fesseln – auf arabisch! Die beiden konnten sich immer nur lange genug losreißen, um sich vom nie leer werdenden, weil stets von einer der Maids mit Saft- und kleinen Kekspackungen nachgefüllten, Tablett zu bedienen!
Um Lotje musste ich mir auch keine Sorgen machen, weil entweder die Maid, wenn sie nicht grade neue Kekse für meine gefrässigen Kinder holte, sich um sie kümmerte oder aber Haya, wenn sie nicht grade neues Essen für die gefrässigen Erwachsenen brachte! Nur ab und zu gesellte ich mich zu den Kindern, wenn ich die „Männergespräche“ zwischen Danilo und Mohammed nicht „stören“ wollte und nach der ganzen Völlerei auch mal Bewegung brauchte!
(Zugegebenermaßen fand ich es ausserdem schwer, mich ins Gespräch einzubringen. Es war eindeutig, dass Mohammed das Wort bevorzugt an D. richtete, was hierzulande aber nicht falsch zu verstehen ist. Die Zurückhaltung Frauen gegenüber ist eher respektvoll gemeint. Haya hingegen war mir gegenüber sehr offen und gesprächig.)
Der Fluss an Nahrung an unserem Tisch schien nicht zu versiegen..zusätzlich zum oben genannten wurden noch zwei große Schüsseln gedeckt! Als wir nach einer knappen Stunde, wenn überhaupt, eigentlich noch satt waren, wurden aus diesen Schüsseln Nudeln gereicht, gewürzt mit Kardamon, Safran und Zucker..sehr lecker und definitiv mal was anderes, wenn der Bauch nicht nur schon so gefüllt und gezuckert gewesen wäre..
Und dann war da ja auch noch die zweite Schüssel! Diese enthielt eine Art Brei, zubereitet aus gemahlenem, mit Wasser gekochten Weizen und wieder Kardamon, Safran und Zucker..Wie auch schon die Nudeln konnte man dieses typische arabische Aroma herausschmecken. Dazu gab es nun gesüßten Minztee. Aber es wurde schwer, die eigene Schale zu leeren! Wir wollten nicht unhöflich erscheinen, aber solche Mengen sind wir nicht so wirklich gewohnt..Erheiternd fand ich stest den Blick zu D., wissend, dass seiner Vorliebe für süße Speisen durchaus Grenzen gesetzt sind..
Mittlerweile war es dann auch schon nach 19 Uhr und als spießige deutsche Familie mit Kindern im schulpflichtigen Alter und einem Baby, naja, einem großen aber doch immer noch Baby, das langsam ungemütlich und grantig wurde, begannen wir, auf die Uhr zu schielen und heimliche Blicke hinsichtlich eines guten Momentes für die Ankündigung unseres Aufbruchs auszutauschen. Von Abschiedsstimmung seitens unserer Gastgeber jedoch keine Spur! Mittlerweile sahen wir uns Urlaubsvideos aus Indien an (lustig fand ich, Mohammed dort plötzlich in ganz normalen Poloshirts zu sehen..) und es machte nicht den Anschein, als wollten unsere Gastgeber den Abend schon beenden..
Es tat uns wirklich leid, als wir schließlich, wieder eine halbe Stunde später, das Ende des Besuches einzuläuten versuchten..
Und richtig, damit wurde eigentlich noch gar nicht gerechnet! (Nicht umsonst sieht man arabische Familien oft noch recht spät mit Kind und Kegel durch die Gegend ziehen und nicht selten kommen die Eltern zu einer befreundeten Kinderärztin in die Praxis und wundern sich darüber, dass ihr Kind morgens immer so müde ist!)
Leicht überrascht sagten sie daher: „Aber wir haben doch erst Kaffee getrunken!“ Große Augen unsererseits! WAS?? Es sollte noch Abendbrot geben geben?? MEHR ESSEN?? Es erschien uns beiden unmöglich, noch etwas zu uns zu nehmen, ausserdem kippte die Stimmung der Kinder und es wurde wirklich Zeit, zu gehen..! Wir bleiben also „hart“ und schafften es, nochmal eine halbe Stunde später und mit Tüten voller Datteln und Muffins und brasilianischer Eiscreme beladen, ins Auto zu steigen und uns auf dem Rückweg zu machen! (Next time you bring your suitcase and stay here!!! sagte Mohammed zum Aschied noch.)
Fazit: Es war sehr nett und interessant! Aber ich bin immer noch aufgeregt!!! Denn D. hat die beiden nun selbstverständlich in unsere Wohnung eingeladen und ich zerbrech mir schon jetzt den Kopf, was ich alles auftischen muss, ohne hinterher als geizig dazustehen!!